Heute ist Schwarzmond und die Göttin Hekate wandert wie in jeder Nacht des schwarzen Mondes über die Kreuzwege, Friedhöfe und die dunklen Wälder- mit ihrem Schwarm der Geister. Doch zu diesem Schwarzmond findet nicht nur der Übergang von neuem und altem Mondzyklus statt, sondern auch das “profane” Neujahr. Wie ich schon öfter erwähnt habe, war der Schwarzmond in früheren Zeiten eine Zeit zwischen den Zeiten, ein Schwellenzeitpunkt. Eine Zeit ausserhalb der Zeit- zwischen altem- und neuem Monat (der Monat begann mit der ersten schmalen Mondsichel und endete mit dem Schwarzmond). Eine ähnliche Symbolik hat auch das Neujahrsfest heute- es ist eine Schwellenzeit. Eine Zeit zwischen den Zeiten- zwischen altem Jahr und neuem Jahr.
Sowohl der Schwarzmond als auch Silvester/Neujahr sind mit der Befragung von Orakeln verbunden, um zu erhellen was die neuen Zyklen mit sich bringen. In die Zeit des heutigen Neujahres fällt auch die Phase der Rauhnächte- ebenfalls eine Schwellenzeit. In der Zeit der grössten Dunkelheit wird das Licht wiedergeboren und die Wilde Jagd schwärmt in den 12 Nächten ab Heiligabend (oder früher ab der Wintersonnenwende) umher- im Gefolge von Göttinnen (oder heute eher Sagengestalten im Volksglauben) wie Holda und Percht(a).
Die Wilde Jagd von Holda/Perchta hat viel mit dem Schwarm von Hekate gemeinsam, ebenso wie Hekate, werden Holda und Perchta von den Geistern der Toten begleitet. In den Rauhnächten folgen die Geister der Toten und der Ungeborenen- den Göttinnen, Holda und Perchta führen diese Geister an und führen sie über die Erde. Die Rauhnächte haben eine ähnliche Symbolik wie der Schwarzmond in der griechischen Antike- ebenso wie in dieser Zeit des dunklen Mondes, herrschen während der Rauhnächte die Kräfte der Unterwelt, der Geister und der Nacht- ebenso wie zu Schwarzmond haben sie um die Wintersonnenwende (und den Rauhnächten danach) die grösste Macht. Und ebenso wie nach dem Schwarzmond das Licht des neuen Mondes wiedergeboren wird, wird in der Zeit der Rauhnächte das Licht der Sonne wiedergeboren.
Dieses Neujahrsfest ist also ein ganz besonderer Zeitpunkt des Übergangs. Die Geister schwärmen umher in der Dunkelheit, die alten Göttinnen wandern über die Erde, segnend oder strafend? Ziehen sie uns in ihren Bann, suchen wir ihre Segnungen in der Dunkelheit, in der Nacht, suchen wir ihren Schutz, nehmen wir ihre Geschenke der Erneuerung an? Ehren wir die Geister in ihren Namen und hinterlassen ihnen Speisen auf den Kreuzwegen? Bitten wir sie um Führung und Licht in der Dunkelheit, heißen wir Veränderung und Transformation willkommen? Oder fürchten wir ihre Macht, fürchten die Dunkelheit und die Nacht, fürchten unsere eigenen Schatten? In das Antlitz dieser dunklen Göttinnen zu blicken- bedeutet auch gleichzeitig unseren Schatten zu sehen- sehen wir die heilende und erneuernde Dunkelheit- die gleichzeitig die Schöpferin des Lichtes ist? Oder Erkennen wir all das was wir fürchten hinter den dunklen Schleiern der Göttin- es liegt an jedem selbst. Und ebenso liegt es an jedem selbst ob er die Geister fürchtet, die in den Schwellenzeiten den Göttinnen folgen- fürchten wir den Tod? Fürchten wir die Geister der Vergangenheit, oder heissen wir unsere Ahnen wilkommen und suchen ihren Segen, ihren Schutz und ihre Liebe?
Schwellenzeiten sind ideale Zeitpunkte in unsere eigene Dunkelheit zu blicken, unser Leben zu betrachten, die vergangenen Entwicklungen und Entscheidungen zu reflektieren, aus diesen zu lernen, Lektionen anzunehmen, altes hinter sich zu lassen, sich zu reinigen und zu erneuern. Die eigenen Ängste, Fehler und Zweifel klar zu erkennen, sie anzumehmen. Das Vergangene in ehren zu halten- oder negatives loszulassen. Aber auch in die Zukunft zu schauen, zu orakeln, Pläne zu schmieden für die kommenden Zyklen (sei es der neue Mondzyklus oder das neue Jahr), Samen der Veränderung und des Neubeginns zu sähen, unseren Zielen und Wünschen zu folgen, herauszufinden in welche Richtung sich unser Leben im kommenden Zyklus verändern wird. Altes und Neues, Vergangenheit und Zukunft, Leben und Tod, Chaos und Harmonie, Dunkelheit und Licht- all dies verschwimmt an den Schwellenzeiten, die Pforten zwischen den Welten sind offen, die Geister der Unterwelt schwärmen umher, Göttinnen wandern über die Erde- alles ist möglich. Die Göttinnen lehren auch Zauber an den uralten Kreuzwegen des Schicksals, herrschen sowohl über das Schicksal als auch über die Möglichkeiten an den Kreuzwegen einen neuen Pfad zu wählen. Übergänge und Schwellenzeiten sind erüfllt von Magie, Zauberei ist in diesen Zeiten am leichtesten.
Und es liegt an jedem selbst was er aus diesen Zeiten voller Potential macht- ob wir die alten Hüterinnen des Wandels, Wächterinnen von Geburt und Tod, Matronen von Magie und Divination und Schöpferinnen von Dunkelheit und Licht fürchten- oder ihre Segnungen suchen. Selbst wenn diese sich in ihren dunklen Wesenzügen offenbaren. Viele fürchten die Dunkelheit und die Nacht- doch in der zeit der tiefsten Finsternis wird das Licht wiedergeboren, die dunklen Göttinnen sind Lichtbringerinnen, sie bringen das Licht in die Dunkelheit, Harmonie in das Chaos- und Erneuerung. Hekate, Holda und Perchta haben nicht nur die Verbindung zu den Schwellenzeiten und den umherschwärmenden Geistern gemeinsam. Sie alle sind ambivalente Göttinnen, sie bringen Leben und Tod, können segnen und strafen, können wunderschön und strahlend sein, oder auch furchteinflössend. Sie können Schutz spenden, vor Hexen und Zaubereien schützen- sind aber auch gleichzeitig Hexenköniginnen- die das Werk der Hexen fördern. Sie herrschen über die Dunkelheit und spenden das Licht, wandern in allen Welten und haben Zugang zu allen Reichen- in ihren Händen sind die Schlüssel zu den Pforten der Unterwelt, zu den Reichen der Götter oder zu einem erfüllten Leben hier auf der Erde- und jede von ihnen kann diese Pforten öffnen- aber auch verschließen. Sie können als furchteinflössende Göttinnen erscheinen (Percht und Holda als alte Hexen-Vetteln und Hekate als dunkle Königin mit Medusa Haar und Schlangenleib) aber ebenso als strahlende- wunderschöne Jungfrauen.
Es liegt an uns welche Seite sie uns offenbaren. Ob wir sie ehren oder sie fürchten, ob sie uns Segen spenden oder vorenthalten….