Mitternacht, Dunkelheit, Nebel, Dämmerung,
ein Übergang, zwischen zwei Jahreszeiten,
die Zeit des verborgenen Mondes,
Kreuzwege, Friedhöfe, Waldlichtungen,
ein Übergang von zwei Welten
Wir durchstreifen die Nacht,
hören den Ruf der dunklen Mutter,
in Nächten wie diesen folgen wir ihr,
in Zeiten zwischen den Zeiten,
eingehüllt in den dunklen Mantel unserer Göttin,
eingehüllt in ihren schützenden Schleier,
eingehüllt in ihre Liebe und ihre Macht.
Sie ist unsere nächtliche Herrin,
die Hexenkönigin, Spinnerin und Weberin
allen Wandels, Mutter und Grab allen Seins,
dunkel und geheimnisvoll, wunderschön,
manchmal auch erschreckend,
erhebt sie sich mit ihrem Gefolge und durchfliegt
die Nacht, zusammen mit den Geistern, den Toten
den Ungeborenen und uns Hexen.
Nocturnia ruft uns, zieht uns zu sich,
erfüllt und beflügelt unsere Seelen mit ihrem Geist,
in Trance und Ekstase folgen wir ihr, verlassen unsere
Körper, erheben uns in die Lüfte, einige von uns in
Gestalt von Tieren,
andere reitend auf Besen und Stäben oder nackt im freien Flug.
Wir fliegen durch die Nacht, die Schar der Göttin,
segnend, verfluchend- alles in ihrem Namen.
Wir hören auch den Ruf des gehörnten Meisters,
den Schlag seiner gespaltenen Hufe,
Donner, Geschrei und Gebrüll von wilden Tieren,
der Herzschlag der Natur,
den Ruf des Sabbats,
das Licht zwischen seinen Hörnern weist uns den Weg,
den Weg zu ihm,
in sein Reich,
durch Tanz, Sex, Ekstase, Musik
gelangen wir zu ihm,
denn er ist der Herr über die Freude,
der Herr über den Sabbat,
Herr über alles was wild ist
und frei.
Sein Licht erfüllt uns, befreit uns,
segnet uns,
und wenn er uns beim Sabbat erscheint,
Halb Mann, halb Ziegenbock,
bekränzt mit Laub und Flechten,
tanzend oder thronend,
dann ehren wir ihn.
Sabazios
und er ehrt uns.
Ihnen weihen wir unsere Riten,
von ihnen erhalten wir unsere Macht,
sie Lehren uns Zaubereien,
durch sie vermögen wir die Schwellen
zu überqueren,
die Hecke zu durchschreiten,
sie schenken uns unsere Hilfsgeister,
Familare
in Gestalt von Katzen, Kröten, Eulen
und anderen Tieren der Nacht
oder in wundersamer Erscheinung,
spenden sie uns Schutz,
Rat und Hilfe
und sind Boten für Nocturnia und Sabazios.
In ihrem Namen tanzen und singen,
segnen, heilen oder verfluchen wir
in ihrem Namen treffen wir uns
an Zeiten ausserhalb der Zeit,
an Orten- die keine Orte sind,
ihnen widmen wir unsere Werke.
– Hexen