
Die Katze ist ein sehr ambivalentes Wesen. Viele Menschen lieben Katzen abgöttisch, andere fühlen sich von ihnen abgestoßen, ja es gibt sogar richtige Katzenhasser. Katzen polarisieren stark bei uns Menschen. Und dies schon seit Jahrhunderten. Einst als göttliches Tier verehrt und dann wieder gefürchtet, gehasst und gequält. Und die Katze ist eins jener Tiere die stark mit dem Archetyp der Hexe verbunden sind. Vor allem die schwarzen Katzen.
Im alten Ägypten wurde die Katze als ein heiliges Tier gesehen, als eine Verkörperung der Göttin Bast. Die Göttin erschien in Katzengestalt und die Katze war ihr geweiht. Die Ägypter schätzten ihre Katzen hoch, es war verboten Katzen zu verletzen oder gar zu töten (ausser die rituellen Opfer an die Göttin Bast). Es heißt wenn ein Heim in Feuer stand, retteten einige Familien erst ihre Katzen, dann die Menschen. Der Tod einer Katze wurde stark betrauert und viele Katzen wurden genauso mumifiziert wie die Menschen der damaligen Zeit. Die Katze war ein Symbol für häuslichen Frieden und ein harmonisches Heim, die Göttin Bast wurde als eine Beschützerin des Heimes gesehen.
Durch Griechen und Römer kamen die domestizierten Katzen auch in die anderen Teile Europas. Dort wurde sie mit den Göttinnen Diana, Artemis und Hekate in Verbindung gebracht, was auch gut zu dem nächtlichen Wesen der Katze passt.
Bei den Germanen galten Katzen als heilige Tiere der Göttin Freya und es heißt ihr Streitwagen sei von einem Katzengespann gezogen worden. Doch während die Göttinnen Bast, Diana, Hekate und Artemis mit den domestizierten Katzen verbunden wurden, waren die Katzen der Freya die wilden Katzen der Wälder.
Im frühen Mittelalter wird die Katze negativ bewertet und schließlich verteufelt. In den Vorstellungen des Volkes ist die Katze ein Hexentier. Und in der Renaissance werden Katzen genauso wie Hexen behandelt und auf Scheiterhaufen verbrannt. Einige glaubten sogar, Katzen seien keine Tiere sondern böse Geister die vom Teufel geschickt wurden.
Vor allem die schwarze Katze ist mit der archetypischen Hexe verbunden. Vor allem in der heutigen Zeit. Keine Märchenhexe kommt ohne ihre rabenschwarze Katze aus. Schwarze Katzen werden noch heute als ambivalent gesehen und viele Menschen sind noch heute abergläubisch wenn es um schwarze Katzen geht. In England glaubte man die schwarze Katze würde Glück bringen, hier in Deutschland ist die schwarze Katze ein Bote für Unglück. Doch in einem alten Vers heißt es noch: Schwarze Katz von links nach rechts, bringts was schlechts, von rechts nach links, was gutes bringts.
Auch in der Volksmagie wurden schwarze Katzen bevorzugt, zum einen um Glück und Wohlstand anzuziehen, zum anderen in Schutzritualen- oft wurden schwarze Katzen in früheren Zeiten lebendig unter der Schwelle eines neugebauten Hauses eingemauert, um dieses zu Schützen (ein barbarischer Brauch). Es heißt auch schwarze Katzen würden einen besonderen Knochen besitzen, aus dem man einen Talisman herstellen kann, um sich unsichtbar zu machen. Heute noch ist es für viele Tierheime schwieriger schwarze Katzen zu vermitteln, viele schwarze Katzen verschwinden auch immer wieder spurlos. Doch in früheren Zeiten wurde nicht nur die schwarze Katze als Hexentier gesehen, sondern Katzen allgemein. Katzen galten als Vertraute von Hexen und viele Katzen wurden genauso verfolgt wie die Hexen selbst. Die schwarze Farbe spielte eine besondere Rolle in einem anderen Volksglauben über Katzen und Hexen.
Es wurde geglaubt, dass Hexen sich nachts in schwarze Katzen verwandeln um in der Nachbarschaft umherstreifen zu können, ohne dabei entdeckt zu werden. Die schwarze Farbe des Fells bot ihnen nach diesem Volksglauben besonderen Schutz, da schwarze Katzen nachts schlecht zu sehen sind. Es heißt in ihrer Katzengestalt hätten sie die Nachbarn ausspioniert, Säuglinge im Schlaf erstickt, Flüche über die Grundstücke gebracht und den Kühen die Milch gestohlen (doch neben den schwarzen Katzen galten auch die Kröte und der Hase als bevorzugte Wesen, deren Gestalt Hexen annehmen konnten). Der Glaube das Hexen sich nachts in Katzen verwandeln hat sich in Amerika bis ins beginnende 20. Jahrhundert erhalten. Viele Erzählungen berichten, dass eine Hexenkatze von einem Jäger oder Bauern mit einer Silberkugel verwundet wurde. Am nächsten Tage hatte eine Frau aus dem Dorf eine Wunde an der Stelle, an der die Katze erwischt wurde. Die Katzenhexe wurde überführt. Auch die Hexe Isobel Gowdie erzählt ohne Einwirkung von Folter, dass sie sich nachts in eine schwarze Katze verwandelt hat, um umherzustreifen (doch auch in eine Kröte, eine Krähe und andere Tiere).
Der Glaube das Hexen sich in Tiergestalt verwandeln können, hat durchaus seine wahren Wurzeln. Viele traditionelle Hexen nutzen Trancetechniken um ihr Bewusstsein auf Reisen zu schicken. Ähnlich wie die schamanische Reise. Viele Hexen tun dies in der Gestalt von Tieren, um in die Anderswelt/Unterwelt zu reisen oder geistige „Ausflüge“ in die Umgebung der Hexe zu unternehmen. Vielen Hexen fällt dies in Tiergestalt leichter, es fällt ihnen dann leichter sich von ihrem Körper zu lösen. Ausserdem bietet die Tiergestalt eine gewisse Tarnung.
Die Katze ist ein Tier der Nacht und der Dunkelheit, ähnlich wie andere Tiere die mit Hexen assoziiert werden. Sie verbinden die Hexe mit ihrer animalischen Seite und sie sind Schwellentiere. Sie überschreiten die Schwellen, genauso wie die Hexen selbst.
Auch heute noch halten sich viele Hexen Katzen als Haustiere.