Ein Hekateion war in der Antike eine besondere Form die Göttin Hekate darzustellen. In ihrer dreifachen Erscheinung, angeordnet um eine Säule.
Vor fast 4 Jahren habe ich begonnen ein modernes Hekateion zu erschaffen. Ihr könnt den Prozess auf meinem englischen Blog hier sehen: Hekateion part 1, part 2, part 3, and part 4 und hier auf diesem Blog hatte ich hier schon einmal über das Projekt geschrieben gehabt: Ein modernes Hekateion.
Einige Wochen nachdem ich das Projekt damals begonnen hatte, begann sich mein Leben dann drastisch zu ändern. Durch die Trennung und Scheidung von meinem Exmann, damit verbundene finanzielle Probleme und zwei Umzüge, kam das Projekt immer nur schleppend und langsam voran. Ja man kann sagen, mein Leben wurde ziemlich auf den Kopf gestellt, nachdem die erste Statue den Weg in mein damaliges Haus gefunden hatte (dafür hat es sich aber auch alles dann sehr gut gefügt mit der Zeit).
Die Statuen hatte ich damals für das Heiligtum der Hekate Pasikrateia angeschafft und sie sollten zum Fokuspunkt für die Gruppenrituale werden. Und obwohl die Statuen nicht fertig waren, habe ich sie über die letzten Jahre für meine eigenen Rituale und meine Hekate Verehrung verwendet und auch für die Gruppenrituale.
Im alten Haus hatte ich damals einen eigenen Ritualraum, nach dem ersten Umzug (in eine 2 Zimmer Wohnung) hatte ich diesen Luxus dann nicht mehr. Trotzdem hatte ich 2016 und 2017 für das Ritual ihrer Heiligen Feuer jeweils offene Gruppen Rituale in meiner kleinen Wohnung organisiert (und mit 10 Teilnehmern ist das in einer 2 Zimmer Wohnung wirklich eine Herausforderung). Nach dem Ritual ihrer Heiligen Feuer im Mai 2017 erfüllte mich eine Woge der Kreativität und ich begann weiter an den Statuen und dem Hekateion zu arbeiten. Im August letzten Jahres zog ich dann nochmals um und hatte dann wieder ein eigenes Zimmer für die Statuen, das ich seit dem als Tempelraum nutze und im Januar diesen Jahres konnte ich das Hekateion dann endlich fertig stellen.
Die Statuen haben jetzt ihren Platz in dem Tempelraum in meinem Heim. Sie sind vollkommen bemalt (auch wenn viele Menschen sich die Statuen in der Antike als weißen strahlenden Marmor vorstellen, so waren die Statuen der Götter in Wirklichkeit damals bemalt) und ich habe sie mit besonderen Kräutern, Edelsteinen, Schlangenhaut, Hundehaar und heiligen symbolischen Gegenständen gefüllt. Öllampen brennen auf dem runden Altar um das Hekateion zu beleuchten und können bei Bedarf auch gegen Kerzen ausgetauscht werden.
Die Gewänder der Statuen sind in Hekates heiligen Farben bemalt (schwarz, weiß und rot*), Schlangen legen sich über ihre Schultern. Die ursprüngliche Schale habe ich in eine Fackel umgewandelt und mit Flammen versehen, diese kann man bei Bedarf auch abnehmen und statt dessen die Fackeln mit Teelichtern, Kerzen oder Ethanolflammen beleuchten. Heilige Gegenstände der Göttin sind um die Statuen auf dem Altar angeordnet und diese werden auch als Ritualwerkzeuge verwendet, wie die Peitsche, verschiedene Messer, getrocknete Granatäpfel, die Oinochoe (Kanne für Libationen), Schlüssel, Amulette, Talismane und magische Gegenstände. Zu Füßen einer Statue sitzt eine tiergestaltige Figur des ägyptischen Anubis (mit dem sie in der Antike durch hellenisch-ägyptischen Synkretismus auch verbunden war), diese soll zum einen ihre Verbindung zur Unterwelt ausdrücken, aber auch für ihre heiligen Hunde stehen. Schalen für Räucherwerk, geweihtes Wasser und Samen und Kräuter- verdeutlichen ihre Macht über Erde, Himmel und Meere. Und drei Totenschädel, die mit Friedhofserde gefüllt sind und wieder ihre heiligen Farben widerspiegeln, deuten auch ihre Verbindung zur Unterwelt an. Der Pfeiler ist dunkel violett bemalt und mit goldfarbenen Sprenkeln übersät und soll den Nachthimmel und die Axis Mundi symbolisieren. Auf den Bildern steht auf dem Pfeiler noch eine kleine dreifache Statue der Hekate, diese habe ich aber inzwischen gegen einen Pinienzapfen ersetzt als Dekoration und auch um ihre Verbindung zu Dionysos anzudeuten. Die Haare der Göttin sind mit Goldfarbe bemalt um ihre Schönheit und ihr strahlendes Wesen zu betonen und auch ihre Jugend. Denn Hekate war in der Antike einer der Jungfrauengöttinnen, wie Athene und Artemis. Die Goldfarbe drückt auch ihre Verbindung zum Himmel aus und ihre solaren Aspekte (denn vermutlich war sie ursprünglich eher eine nächtliche Sonnengöttin* und war mit Apollon und Helios sehr verbunden).
Das Hekateion steht im Zentrum meines Tempelraumes, in diesem bewahre ich auch meine Kräuter auf, meine ätherischen Öle, Tränke, Tinkturen, Salze, Räuchermischungen, Werkzeuge und Utensilien. Der Tempelraum ist auch ein praktischer Arbeitsraum, in der dunklen Jahreshälfte findet der Großteil meiner magischen- und spirituellen Praxis in diesem Raum statt (während ich in der hellen Jahreshälfte den Großteil im Garten praktiziere). So ist die Göttin der Magie stehts in meine Praktiken eingebunden als Patronin der magischen Künste. Und wenn es um Gruppenrituale geht, finden kleinere Andachten direkt im Tempelraum statt und die größeren Rituale an dem Altar im Garten. Doch jeder kann bei den Treffen jeweils für sich Zeit im Tempelraum verbringen und am Hekateion beten, meditieren und die Verbindung zur Göttin suchen.
Für mich ist das Hekateion nicht nur eine künstlerische Darstellung der Göttin, sondern es drückt ihre uralte Macht über Erde, Himmel und Meere aus, ihre Vielgestaltigkeit, ihre Verbindung zur den drei Reichen (Unterwelt, Olymp, Mittelwelt) und symbolisiert für mich ihre Macht die verschiedenen Ebenen miteinander zu verbinden und die Tore zu diesen Ebenen zu öffnen und das Hekateion kann bei Ritualen zu einem Symbol für die Axis Mundi oder den Weltenbaum werden.
Hekate ist die Dreigestaltige Göttin, die um die Axis Mundi steht und die Tore zur Unterwelt oder zum Olymp öffnen kann und so die Segnungen der Ahnen und Geister aus der Unterwelt zu ihren Verehrern bringt, oder aber die Segnungen der Götter aus der Oberwelt hinab bringt oder auch planetarische Kräfte und Einflüsse ebenso, so weilt sie immer auf der Schwelle zwischen den Welten, Tore öffnend oder schließend, vermittelnd und verbindend. Und gleichzeitig spendet die Göttin ihren heiligen Schutz und unterstellt alles ihrem Schutz auf das ihr Blick fällt, in jeder der drei Richtungen und so blickt sie auf die drei Pfade vom Zentrum ihrer heiligen Wegkreuzung auf der die Axis Mundi steht.
* Die Farbsymbolik kommt aus der Antike, für mich verkörpert die Farbe weiß ihre Verbindung zur Oberwelt und zum Himmel und ihren Aspekt als strahlende jugendliche Lichtbringerin. Rot verkörpert für mich ihre Verbindung zum Meer (die Farbe wurde früher aus Meeresschnecken gewonnen) und zur Mittelwelt, wegen der Verbindung zum Blut und zum Leben ihren Aspekt der Beseelerin des Kosmos. Schwarz symbolisiert für mich ihre Verbindung zur Unterwelt und zur Erde, die nährende schwarze Erde, die nährende Dunkelheit der Unterwelt. Die Herrin der Schatten, der Nacht und der Geister. Natürlich sind dies aber moderne Deutungen.
** Zu ihrer solaren Natur siehe Thomas Lautwein: Hekate die dunkle Göttin und Stephen Ronan: the Goddess Hekate.