Hexe oder Magier?
In vielen Büchern und auch auf vielen Internetseiten wird zwischen den Begriffen Hexen- Hexerei und Magie- Magiern nicht unterschieden.
Doch unterscheiden sich Hexenkunst und zeremonielle Magie stark voneinander, Hexerei und zeremonielle Magie sind zwei verschiedene Wege sich mit der Magie zu verbinden, mit ganz unterschiedlichen Herangehensweisen. Um die Unterschiede deutlich zu machen, stelle ich hier vereinfachte Beschreibungen der zwei Wege dar.
Beide Wege wurzeln in der gleichen Quelle, haben sich aber im laufe der Zeit in unterschiedliche Richtungen entwickelt.
Zeremonielle Magie ist in der heutigen Zeit stark christlich-jüdisch geprägt, in früheren Zeiten war die zeremonielle Magie der westlichen Welt stark durch ägyptische, mesopotamisch-babylonische und griechische Einflüsse geprägt. Zeremonielle Magie ist die hohe Magie. Die Zeremonien sind stark durch strukturiert und förmlich. Vor allem Männer fühlen sich von der zeremoniellen Magie angezogen, doch es gibt auch Magierinnen unter ihnen, viele Magier und Magierinnen schließen sich in Logen zusammen. Zeremonielle Magie ist ihrer klassischen Form ein rechtshändiger Pfad, auf das Hohe und Göttliche gerichtet, in der griechisch-römischen Antike zielte die zeremonielle Magie in ihrer Philosophie und Theurgie darauf ab, den Magier aus dem Kreislauf von Tod und Wiedergeburt zu erheben- und somit von der materiellen Existenz hin zum Urgöttlichen (zurück). Dadurch ist die zeremonielle Magie stark mit „Höheren Wesen“ und Engeln verbunden die den Magier bei seinem Aufstieg Führung geben können. In ihrer heutigen Form soll die zeremonielle Magie den Magier oder die Magierin mit ihrem wahren Willen und höheren Selbst verbinden. Doch auch die zeremonielle Magie hat ihre Schattenseiten, auch die Magier verkehren mit irdischen Geistern oder beschwören Daimonen in magischen Kreisen- doch sind sie dabei außerordentlich vorsichtig und misstrauen den irdischen Wesen.
Hexerei hingegen wird oft als niedere Magie bezeichnet, verbunden mit materiellen Hilfsmitteln und irdischen Geistern und Gottheiten. Hexenkunst ist meist wenig strukturiert und organisiert, vieles ist spontan und intuitiv. Hexerei ist ein linkshändiger Pfad, auf das Materielle ausgerichtet, die Hexe muss sich nicht erst in die himmlischen Spähren begeben um sich mit dem Göttlichen verbinden zu können, Hexen erkennen das Göttliche in der Natur. Hexen gehen eine Verbindung zu dem Land ein auf dem sie Leben, zu den örtlichen Geistern und werden dadurch zu Vermittlern zwischen den Welten. Die Rituale sind einfach, vor allem spontan und individuell. Vor allem Frauen fühlen sich von der Hexenkunst angezogen, doch es gibt auch Hexer wenn auch seltener als die weiblichen Hexen. Während die zeremonielle Magie den Magier zu seinem wahren Willen und damit zu seiner Bestimmung führen soll, ist für Hexen die Hexenkunst oft ihre Bestimmung und mit ihrem wahren Willen verbunden.
Vereinfacht kannst du es dir in etwas so vorstellen:
Zeremonielle Magie wird in einem gut vorbereiteten Raum durchgeführt- oder gar in einem Tempel, die Umgebung wird sorgfältig gereinigt, brennende Kerzen erhellen den Raum, Weihrauchschwaden erfüllen die Luft. Alles ist sorgfältig geplant, die Roben sind sauber und geweiht und auch alle Werkzeuge vom Alltagsgebrauch enthoben. Die Engel und hohen Wesen werden in einem sorgfältig gezogenen Kreis angerufen, jeder Ablauf ist geplant und hat seine vorgegebenen Strukturen. Wichtige Werkzeuge sind der Stab, der Dolch, der Kelch und das Pentakel.
Eine Gruppe von Hexen trifft sich hingegen nachts auf einer Waldlichtung, mit einer Laterne oder einem Feuer, sie haben einen Kessel dabei und ein paar Opfergaben für die Geister, schaffen ein einfaches Ritual und tauchen in den Zustand zwischen den Welten hinein um sich mit den Gottheiten, dem Land oder den Ahnen zu verbinden oder ihre Zauber zu weben, ohne vorgegebene Struktur- spontan und intuitiv. Viele Magier würden bei einem Hexenritual wahrscheinlich eine Krise kriegen, da diese oft sehr fröhlich und ausgelassen sind, wenn der arbeitsreiche Teil vorüber ist. Wichtige Werkzeuge sind der Kessel, der gegabelte (Wander) Stab und der Besen.
Wie passt Wicca in diese Sichtweisen?
Wicca steht mit seinen Praktiken genau zwischen den beiden Wegen. Bruchstückhafte Hexerei wurde mit Mythologie und Folklore verbunden, Lücken wurden mit Praktiken aus der zeremoniellen Magie gefüllt. So kommen die Ritualstrukturen und die Werkzeuge die Wicca (oder durch Wicca beeinflusste Hexen) verwenden aus der zeremoniellen Magie, auch viele Moralvorstellungen und magische Techniken. Heute versuchen viele Wicca (oder durch Wicca beeinflusste Hexen) durch schamanische Techniken andere Elemente in ihre Praktiken zu bringen.