Hexen sind katzenopfernde Satanisten:
Ein Mythos der zwar nicht modern ist, aber sich im Bewusstsein der Menschen hartnäckig hält, ist das Hexen böse Satanisten sind, die schwarze Magie wirken, Katzen opfern und das Christentum verhöhnen.
Dieser Mythos ist falsch. Hexerei und Satanismus sind nicht das Gleiche. Moderne Hexen verehren nicht den jüdisch-christlichen Satan, auch keine „Dämonen“ und sind auch nicht böse.
Doch um diesen Mythos zu entschlüsseln muss ich etwas tiefer in die Thematik eindringen.
Hexen sind keine Satanisten (auch wenn es Satanisten gibt, die sich selbst als Hexen bezeichnen, sind diese eher die Ausnahmen). Doch was sind Satanisten? Im modernen Volksglauben kommen einen teufelsanbetende Jugendgruppen- oder satanische Sekten vor Augen, die Kirchen schänden, Tiere opfern, aus Spaß und Freude Schadenszauber wirken. Doch auch dies ist nichts als ein Mythos. Zwar gibt es Jugendliche- und Gruppen die soetwas praktizieren- doch diese sind keine Satanisten, sondern Psychopathen. Der moderne Satanismus ist stark von Anton Szandor Lavey und seiner Church of Satan geprägt. Satanisten distanzieren sich von den oben genannten Phänomenen und Erscheinungen und nutzen ihre „satanische Spiritualität“ um sich aus den Konfessionen, anerzogenen Moralvorstellungen und Zwängen des Christentums zu lösen- und zu befreien. Näheres über die Church of Satan und modernen Satanismus: Wikipedia-Church of Satan
Viele Vorurteile und Sichtweisen die ein Großteil der Menschen über Satanismus haben- sind unbegründet und reine Mythen.
Genauso verhält es sich mit der Hexerei. Hexenkunst ist ein lebensbejahender spiritueller Pfad- die Hilfsmittel, Werkzeuge und das Handwerk der Hexenkunst werden nicht nur benutzt um sich mit den Gottheiten, Geistern und Ahnen zu verbinden, sondern um das eigene Leben zu verbessern und reichhaltiger zu machen. Hexerei hat nichts mit schwarzer Magie zu tun, genausowenig mit weißer Magie (auch wenn viele moderne Hexen sich strikt als weiße Hexen bezeichnen). In der traditionellen Hexenkunst ist Magie etwas vielfarbiges und vielfältiges, Dunkelheit und Licht führen zum Gleichgewicht im Geist der Hexe. Viele Dinge die im Christentum als sündig betrachtet werden sind in der Hexenkunst heilig, Sexualität und Ekstase sind Ausdruck des Göttlichen. Diese unterschiedlichen Sichtweisen zwischen Hexenkunst und christlicher Moral führen zu vielen Fehlinterpretationen. Viele Hexen verehren den gehörnten Gott- Herr über alles was wild und frei ist, über Ekstase, sexuelle Freude. Er ist irdisch, verkörpert sich in der materiellen Welt und gleichzeitig auch in der Unterwelt. Er wird in der Natur verehrt, seine Rituale sind die Sabbate der Hexerei, er wird dargestellt als halb menschlich, halb tierisch. Er hat Bocksfüße, einen animalischen Phallus, den Oberkörper eines Mannes, Ziegen-, Widder- oder Stierhörner krönen sein Haupt. Er ähnelt in vielem den Vorstellungen des mittelalterlichen Teufels- der Gehörnte ist aber nicht der christlich-jüdische Satan. Er verbindet die Gegensätze, Tierwelt, Menschenwelt, Natur und das Göttliche- denn alles ist göttlich.
Opfern Hexen Tiere? Um auf diese Frage zu antworten, muss ich erst auf die Tieropfer in der vorchristlichen Zeit eingehen. Viele Menschen stellen sich Tieropfer als etwas perverses und grauenvolles vor. Eine entführte Nachbarskatze die in einem düsteren Ritual grausam getötet und verstümmelt wird. Von der Wahrheit ist dies weit entfernt. In der vorchristlichen Zeit waren Tieropfer etwas alltägliches und heiliges. Es ging nicht darum das Tier für eine Gottheit oder ein Geistwesen zu töten, sondern darum das Leben zu nähren. Die Tiere die in Ritualen für die alten Götter geopfert wurden, wurden nach dem Ritus gegessen. Die Gottheiten bekamen das Blut und die Eingeweide der Opfertiere, das Fleisch wurde für die Menschen zubereitet. In früheren Zeiten war es für arme Menschen oft die einzige Gelegenheit Fleisch zu essen. Das Tieropfer verbindet die Welt der Gottheiten mit den Menschen. Das Tier war ein Geschenk von den Gottheiten, es wurde von den Menschen gehegt und gepflegt, respektvoll behandelt, da es etwas heiliges war. Um die Menschen zu ernähren wurde es getötet, den Gottheiten wurde für das Tier (und damit das Überleben der Menschen) gedankt und sie bekamen ihren Anteil an dem Opfer des Tieres. Das Blut des Opfertieres nährt die Geister und die Gottheiten, das Fleisch die Menschen. In der heutigen Zeit werden keine Tieropfer mehr von Hexen praktiziert, viele Hexen sind Vegetarier und verachten das Töten von Tieren. Auch die Hexen die Fleisch essen, opfern keine Tiere. Unsere Art zu leben hat sich verändert, kaum Menschen halten noch Nutztiere, die noch zuhause geschlachtet werden, wir kaufen das Fleisch fertig abgepackt im Supermarkt. Doch werden unsere Tiere, die uns heute ernähren noch respektvoll gehalten und geschlachtet? Ist sich überhaupt noch jemand bewusst darüber, das ein Tier sterben musste um uns zu ernähren? Heutige Hexen bringen Speiseopfer für die Gottheiten und Geister. Ein heiliges Mahl, das zwischen den Gottheiten,Geistern und Menschen geteilt wird. Wenn Blutopfer gegeben werden, dann vom eigenen Blut der Hexe, was meist nur einige Tropfen sind.
Beschwören Hexen Dämonen? Auch hier kann man keine einfache ja- oder nein Antwort geben. Ein Großteil der modernen Hexen hat mit Dämonen oder anderen Geistwesen wenig am Hut. In der traditionellen Hexenkunst sieht dies wieder anders aus- in der Traditionellen Hexerei ist es essentiell Verbindungen zu Geistwesen aufzubauen. Die Familare, die Schutzgeister der Hexe, Führer, die Geister der Natur die einen Umgeben, die Ahnen etc.. Aus der christlichen Sichtweise sind dies wahrscheinlich alles Dämonen- doch aus der Sicht und Erfahrungsweise der Hexe, sind es hilfreiche segenbringende Geister. Wenn man sich die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Dämon ansieht, hat man keinen bösen teuflischen Geist, wie Dämonen heute gedeutet werden, sondern einen Vermittler zwischen den Göttern und den Menschen. Das Wort Dämon kommt aus dem Altgriechischen- Daimon. Daimonen waren Zwischenwesen , höher entwickelt als Menschen, aber keine Gottheiten. Sie sind in diesem Weltbild Vermittler und Verbinder. Keine bösen unheimlichen Geister. In der griechischen Philosophie entwickelt sich das Bild der persönlichen Daimonen, Schutzgeister die jeder Mensch hat, die einen führen und schützen. So wirken auch die Familare der Hexen. Auch der Engelsglauben kommt ursprünglich aus der griechischen Antike. Das Wort Engel kommt von Angelos- Bote. Bestimmte Arten von Daimonen wurden als Boten der Gottheiten gesehen- was sich nach der Christianisierung zum christlichen Engelglauben entwickelte. Wenn man die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Daimon auf die traditionelle Hexerei bezieht, dann kann man die Frage ganz klar mit einem ja beantworten. Hexen haben Verbindungen zu Daimonen (Führer, Vermittler, Schützer). Wenn man die christlich verteufelte Interpretation nimmt- Dämonen als böse Geister, dann ist die Antwort ein klares Nein.
Die Hexenkunst ist heute ein eigener spiritueller Pfad, der mit den christlichen Moralvorstellungen wenig vereinbar ist.
Der christlich-jüdische Satan spielt im Weltbild der modernen Hexen keine Rolle, da sich die Hexenkunst aus den christlichen Moralvorstellungen herausgelöst hat und heidnische Gottheiten verehrt werden.