Ich habe heute einen Spaziergang durch den Wald gemacht, der Sonnenschein und der Wind haben meine inneren Batterien wieder ordentlich aufgeladen.
Bei dem Spaziergang kam ich auch an der Königseiche vorbei. Eine wunderschöne alte Lady die über 600 Jahre auf dem Buckel hat. Ich kenne diesen Baum schon seit meiner frühen Kindheit, bei Wanderungen mit einer Uroma haben wir unter dieser Eiche rast gemacht, mit dem Kindergarten sind wir regelmässig zu ihr gegangen, wir Kinder haben uns an den Händen um die Eiche versammelt und wir sollten herausfinden wi eviele Kinder nötig sind, um sie komplett zu Umrunden. Später als Teenager, als mein Interesse an Hexerei und dem Heidentum erwachte, bin ich regelmässig zu der Eiche gegangen, habe dort meditiert, mir Kraft geholt, konnte den Alltag etwas hinter mir lassen. All die Jahre, hat die Eiche wie eine alte- aber würdevolle Dame gewirkt. Sie hat Lebenskraft ausgestrahlt und mir schien es so, als würde der Geist des Baumes sich über die Besuche von uns Menschen freuen- auch wenn wir nur ein kurzes Aufblitzen in dem Leben eines Baumes sind. Seit zwei oder drei Jahren hat sich die alte Lady verändert. Die Lebenskraft die sie sonst immer ausstrahlte, wurde weniger und weniger, bis um die Dame eine Art Sog entstand, ein ziehen und drängen, hinab in die Tiefen der Erde. Von mal zu mal wurde mir dieser Sog mehr bewusst. Seit einiger Zeit steht vor der Königseiche auch ein Schild, auf dem erklärt wird, dass dieser Baum stirbt. Man soll sich nicht unter ihr aufhalten- wegen Astbruch.
Selten sieht man alte Bäume die sterben, dessen Bewusstsein und Lebenskraft aus der Welt gleiten, einen Übergang schaffen. Sonst werden absterbende Bäume meist gefällt- und damit getötet.
Als ich heute an der Eiche war und meditiert habe- habe ich mich auf den Sog eingestimmt, habe mich ein Stück mit hinab ziehen lassen. Sterbende Bäume scheinen gute Pforten zu sein- um ein Tor in die Unterwelt durchschreiten zu können. Während meiner Meditation habe ich eine Botschaft der alten Lady bekommen, sie sagte ich soll ihr meine Ängste und Zweifel überlassen, meine Sorgen. Sie zieht sie mit nach unten. Und dies habe ich getan und ihr gedankt.
Es scheint mir so, als würde das Sterben dieser alten Lady freudvoll sein, als würde sie den Prozess genießen, ganz anders als wir Menschen.
Aber merkwürdig ist es für mich schon, über 600 Jahre war diese Eiche dort, hat das Leben an sich vorbeiziehen erlebt, all die Veränderungen. Wie viele Menschen haben sich wohl unter ihrem Laubdach geliebt, wie viele Kinder haben in den Jahren um ihren Stamm getanzt, ob auch andere Menschen sich von ihr Kraft und Rat geholt haben- so wie ich? Vielleicht kamen über die Jahre auch andere Hexen aus dem Dorf zu ihr um Kraft zu sammeln? Wer weiß.
Alles Lebendige stirbt zu seiner Zeit, selbst die Sterne hoch am Firmament, nur der Wandel selbst ist unsterblich.