Vor einigen Monaten bin ich umgezogen, von einem Dorf in eine kleine Stadt, durch den Umzug musste ich auch meine alten Ritualorte hinter mir lassen. Besonders schwer fiel mir das mit der dreifachen Wegkreuzung auf dem Todtenberg. Hier habe ich für Hekate Trioditis einen kleinen Altar gepflegt über die Jahre. Zu jedem Deipnon habe ich an dieser Wegkreuzung meine Opfergaben niedergelegt, bin zu verschiedenen Zeitpunkten im Monat jeweils zu dem Altar gelaufen, habe Hymnen für die Göttin gesunden, Opfergaben niedergelegt und sowohl für mich alleine als auch mit anderen dort Rituale zelebriert. Nach dem Umzug habe ich versucht einen vergleichbaren Ort in meiner neuen Umgebung zu finden. Kreuzwege gibt es ja überall, und so bin ich zu jedem Deipnon an andere Kreuzwege hier gegangen, habe die Opfergaben niedergelegt und mich mit Hekate verbunden. Doch an keinem der Kreuzwege hier kam diese besondere Resonanz zustande wie auf dem Todtenberg (oder wie an jenem Kreuzweg den ich über Jahre verwendet hatte, bevor ich am Todtenberg lebte).Auf dem Todtenberg hatte ich immer das Gefühl das die Geister um mich sind, Hunde haben im Dorf gebellt nachdem ich die Opfergaben für die Göttin niedergelegt hatte und oft haben Eulen und Käuzchen in der Nacht gerufen, dazu kam immer das starke Gefühl das die Göttin um mich ist und den Ort in Besitz nimmt. Auf den Kreuzwegen hier, blieb dies bisher aus, keine bellenden Hunde, keine Eulenrufe oder andere Zeichen, nachdem ich die Opfergaben jeweils auf den neuen Kreuzwegen niedergelegt hatte und eher ein Gefühl der Abgeschiedenheit, als eine innige Verbindung von Hekate zu diesen Kreuzwegen.Auch wenn es überall Wegkreuzungen gibt, scheint nicht jede Wegkreuzung gleich gut geeignet zu sein, oder ich war über die Jahre einfach etwas verwöhnt durch meinen Zugang zu einer wirklich besonderen Wegkreuzung?
Auch für die „Indoor Gurppen Rituale“ musste ich mich stark umgewöhnen. In meinem alten Haus hatte ich einen eigenen Ritualraum und konnte dort auch gut Gruppenrituale organisieren, jetzt in meiner zwei Zimmer Mietwohnung, ist dies wirklich eine Herausforderung, daher hatte ich begonnen mich in meiner Umgebung nach einem geeigneten Ort für Rituale in Gruppen umzusehen.
Vor einigen Monaten habe ich den Heiligenberg entdeckt. Auf diesem Berg befindet sich ein heidnischer Ringwall, der nicht archäologisch erforscht wurde und auch die Grundmauern einer alten Kirche, die wohl im 17 Jahrhundert aufgegeben wurde. Der Ort hat eine sehr starke und ausgleichende Kraft und ich kann mir gut vorstellen, das dieser Berg schon vor dem Christentum ein Kultort war. Der Ort ist nicht weit entfernt vom Ith, ein Berg der für die Germanen wahrscheinlich ein heiliger Hain war. Und vom Berg aus kann man auf ein Kloster blicken, das einst sogar ein Wallfahtsort war. Jedenfalls habe ich begonnen bei Spaziergängen Opfergaben für die lokalen Ortsgeister darzubringen, Honig, Milch, Blumen, Brot und andere Speisen. Und bei einem Spaziergang mit meinem Partner haben wir einen alten Steinbruch entdeckt, der recht versteckt gelegen ist und eine sehr starke Anziehung auf mich hatte, als ich den Steinbruch betrat, fühlte es sich an als würde ich einen alten und vergessenen heiligen Ort betreten, und tatsächlich waren dort Steine wie ein Altar aufgerichtet worden.
Zur Wintersonnenwende habe ich diesen Ort erneut besucht und dort ein Ritual zu Ehren von Hekate gemacht und zu Ehren der Ortsgeister, als ich anfing Honig auszugießen, dreimal für Hekate, begannen Krähen überall um mich zu rufen, Wind kam auf und bewegte die Zweige der Bäume um mich und ich fühlte wie alles um mich, auf mich aufmerksam wurde und auf meinen Ritus. Von jetzt an werde ich diesen Ort für meine Hekate Rituale verwenden und ihr dort einen kleinen Schrein errichten. Vielleicht wächst dort mit der Zeit ein moderner heiliger Ort der Göttin, an dem ihre Mysterien neu entstehen können.
In der Antike gab es nicht nur Tempel um die heiligen Orte der Götter zu kennzeichnen, sondern auch heilige Haine, in diesen wurden oft die Nymphen verehrt, und chtonische Gottheiten (Götter der Erde). In den Medea Sagen hat Hekate einen heiligen Hain in Kolchis, auch der heiliger Hain am Averner See war ihr geweiht und sie hatte dort eine Orakelstätte, der heilige Hain der Diana Trivia in Aricia steht ebenfalls mit Hekate und ihrer Verehrung in Verbindung. Auch in Hylaia hatte Hekate laut Inschriften einen heiligen Hain (Hylaia ist heute als Kinburn bekannt, eine Halbinsel in der Ukraine).
Heilige Haine gab es allerdings nicht nur bei den Griechen und Römern, auch bei den Kelten und Germanen spielten heilige Wälder eine wichtige Rolle in der Verehrung der Götter (in meiner Umgebung war beispielsweise in Bad Pyrmont einst ein heiliger Hain vermutlich ebenso auf dem Ith).
Ich denke im heutigen Heidentum ist es ein schöner Brauch, in Wäldern heilige Orte für die alten Götter zu errichten, natürlich ist dabei auch die Frage zu beachten, in wie fern dies durch den Forst geduldet wird, wenn diese Orte nicht auf privaten Grundstücken entstehen. Aber ich denke solange man keinen Müll hinterlässt, den Ort nicht schädigt und ihn respektvoll behandelt, sollte es möglich sein heilige Wälder neu zu erschaffen, oder heilige Orte in den heutigen Wäldern. Ich werde an diesem Ort jetzt regelmäßig Rituale für Hekate zelebrieren und für die Nymphen und Geister des Ortes und auch die Gruppen Rituale an diesen Ort veranstalten, sofern ich das Gefühl habe, das die Ortsgeister damit einverstanden sind. Ich bin gespannt wie sich dies in den nächsten Monaten weiter entwickeln wird.
Lieber Florian .
was die Ritualorte betrifft habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht,und gelernt,das nicht ich diesen Ort bestimme ,sondern die Göttin.da ich bis vor kurzem beruflich sehr viel unterwegs war gab es häufig wechselnde Orte in verschiedenen Städten.sie ließ mich schon deutlich vorher wissen ob ihr ein Ort zusagte.war das nicht der Fall,habe ich schon vorher nicht ihre Anwesenheit gespürt.und ich konnte sicher sein bei den Ritualen gestört zu werden,egal wo und wann das war.und sei der Ort noch so abgeschieden.daraus habe ich gelernt.wenn jetzt ein Ritual ansteht,denke ich an einen Ort wo ich es vollziehen möchte.spüre ich bei diesem Gedanken ihre Anwesenheit,kann ich diesen Ort aufsuchen und schon vorher absolut sicher sein nicht gestört zu werden.es gibt dann während,kurz vor und nach dem Ritual dort keine Fußgänger,Rad oder Autofahrer.auch nicht in einer Großstadt.außerdem sind dann in hör und Sichtweite Rabenvögel die das beobachten.ich spüre die Anwesenheit der Göttin,und das sie die Gaben angenommen hat.sollte ich währenddessen einen Wunsch geäußert haben(was sehr selten vorgekommen ist)wusste ich schon im gleichen Moment ob er erfüllt wird.und das war dann auch IMMER so,egal wie unmöglich er auch in diesem Moment erschien.du hast offenbar ähnliche Erfahrungen gemacht,und kommst so langsam in deiner neuen Umgebung an.
Also zum Thema Ritualorte in den Wäldern kann ich mit einigen Erfahrungen dienen:
Solange man tatsächlich keinen Müll hinterlässt und keinerlei Schäden anrichtet (was unsereins ja auch nicht tut), bekommt man keine Schwierigkeiten mit dem Staatsforst oder der Gemeinde. Aber nicht jedes Gebiet ist Staat oder Gemeinde. Es gibt auch immer Privatbesitz dazwischen und da könnte sich schon jemand wundern und das, was man vielleicht errichtet hat, wieder entfernen bzw. bei Begegnungen dann das Betreten untersagen. Das Problem ist aber eigentlich eher, dass andere Menschen nicht in der Lage sind, die Heiligkeit eines Ortes und solcher Errichtungen zu erkennen und dann gerne zerstören. So war das bei mir. Ich hatte jahrelang einen Kraftort auf dem Berg nebenan und jedes Mal, wenn ich hinkam, war der kleine Steinaltar auseinandergetreten, obwohl er vom Weg aus unsichtbar war und dort eigentlich kein Grund existierte, warum Spaziergänger hingehen sollten. Man muss – außer in wirklich abgelegenen Ecken – immer damit rechnen, dass Menschen dazukommen, stehenbleiben und meinen, einen anstarren zu müssen. Und die wirklich abgelegenen Ecken sind dann nicht selten von Geocachern vielbesucht, vor allem am Wochenende. Du musst ansonsten damit rechnen, dass dein Ritualort bei den allgegenwärtigen Holzernte-Arbeiten bald zerstört wird, das ist spätestens nach zwei, drei Jahren der Fall, sofern es nicht eine besondere Lokalität ist, die nicht bewirtschaftet wird. Das bedeutet, ein Förster wird sich nicht darum kümmern, was genau er dort vor sich hat und keine Rücksicht nehmen. Meinen besagten Platz gab es viele Jahre, es war ein erhöhter Kreis im Wald mit kleiner Lichtung und besonderen, individuell gewachsenen Bäumen. Dann wurde das Gebiet durchforstet und alles zu Brennholz gemacht. Die Atmosphäre des Ortes mitsamt seinen Geistern war fort. Seither gehe ich nicht mehr hin, habe hier auch keinen Ritualort mehr, fahre aber mal hierhin und mal dorthin und laufe an besondere Orte, die ich mit der Zeit unterwegs gefunden habe. Je nachdem eben, wie sich mich rufen. Und ich kann bestätigen, dass die Energien oder Qualitäten in manchen Gegenden anders sind: Manchmal findet man das Heilige und gewisse Plätze sofort und manchmal spricht einfach nichts zu einem.