Ich habe durch Zufall, einen alten Artikel von mir ausgegraben, den ich 2007 geschrieben habe. Bevor ich mit der traditionellen Hexenkunst in Berührung kam. Einige Aussagen passen heute nicht mehr so zu meinen Vorstellungen, aber der Großteil dieses Artikels passt immer noch sehr…
Die Werkzeuge und Strukturen der modernen Hexenkunst
In der modernen Hexenkunst werden von vielen Hexen magische
Werkzeuge und spezielle Ritualstrukturen benutzt. In den meisten
modernen Traditionen zählen zu den wichtigsten Werkzeugen das Athame
(Dolch), Stab, Kelch, Pentakel, Kessel und Besen. Darüber hinaus
werden noch Werkzeuge benutzt die zur Unterstützung der Magie
verwendet werden- Schnüre, Kerzen, Kräuter, Räuchermischungen,
Talismane, Amulette und vieles mehr. Doch diese Werkzeuge die zur
Beschwörung der Magie genutzt werden gelten in vielen Traditionen
als zweitrangig.
Die Werkzeuge die als Verkörperungen der Elemente
dienen- werden oft in den Vordergrund gehoben und so werden auch der
Besen und der Kessel in den Hintergrund verdrängt. Obwohl diese
Beiden Werkzeuge in den Volksvorstellungen am stärksten mit dem
Hexenbild verwurzelt sind.
Als die moderne Hexenkunst in den 50gern aus der Besenkammer trat
war sie alles andere als das wie wir die Hexerei heute kennen und
wahrnehmen. Hexerei war etwas sehr Bruchstückhaftes das oft in
Familien weitergegeben wurde oder ganz selten auch in kleinen
Zirkeln- Hexerei war eine Art Volksmagie die in das Christentum
eingebettet war und doch einige vorchristliche Vorstellungen
bewahrte.
Doch waren die Praktiken die weitergegeben wurden sehr
Lückenhaft und Bruchstücke von dem, das sie einst waren. Und von
Familie zu Familie und von Ort zu Ort überlebten ganz
unterschiedliche Bruchstücke dieser Kunst.
Viele Hexen und Hexentraditionen füllten die Lücken, indem sie
Vorstellungen der damaligen Zeremonial Magischen Logen übernahmen
und so gelangten auch die Elementarwaffen in die Hexenkunst- der
Dolch, der Stab, der Kelch und das Pentakel und auch die heute
verwendeten Ritualstrukturen entstammen der zeremoniellen Magie.
Doch hatten diese Werkzeuge und Ritualstrukturen in der früheren
Hexenkunst keine Bedeutung. Hexen nutzten wahrscheinlich einfache
Haushaltsgegenstände um ihre Magie zu wirken und ihre einfachen
Riten zu vollführen. Ich kann mir gut vorstellen das der Besen und
der Kessel zu wirklichen Handwerkszeugen vieler Hexen gehörte- denn
beide waren und sind vielseitig einsetzbar. Und finden auch in
vielen Volksmagischen Praktiken und Vorstellungen eine wichtige
Rolle. Und beide sind stark mit dem Hexenbild verbunden und dieses
Kulturübergreifend. Der Kessel wird heute als Symbol der
Transformation und Verwandlung gesehen- und tatsächlich tut er dies
auch. Aber nicht wenn man ihn symbolisch auf dem Altar oder Schrein
stehen hat, sondern nur wenn man ihn auch wirklich benutzt. In
Kesseln wurde über den offenen Feuer die Nahrung zubereitet und für
mich ist er vor allem ein Symbol der Fülle, weil er uns nährt. Doch
wurden in Kesseln nicht nur die Nahrungsmittel zubereitet sondern
auch Tränke und sogar Salben und ich kann mir vorstellen das viele
Hexen wirklich Magie wirkten über einem brodelnden Kessel. Zum einen
ist es leicht sich in Trance zu versetzen wenn man in das brodelnde
oder kochende Wasser blickt und zum anderen Kann man Zauber durch
Tränke wirken. Oder die heraufbeschworene Kraft durch den
aufsteigenden Dunst leiten. Und man kann einen Kessel der vor sich
hin brodelt als Instrument der Wahrsagung nutzen.
Auch der Besen war ein Allround- Werkzeug und diente nicht nur im
Alltag zur Reinigung sondern auch im magischen Bereich. Und ich kann
mir gut vorstellen das Hexen ihren Besen nutzten um Energien zu
leiten- ähnlich wie es Magier durch ihre Stäbe tun. In der
Volksmagie werden Besen benutzt um Fruchtbarkeit über Mensch und
Tier zu bringen, um böse Geister zu vertreiben, um das Wetter zu
beeinflussen. Sie werden vor die Tür gestellt um negatives vom Heim
fern zu halten oder über die Schwelle gestellt um bösen Geistern den
Eintritt zu verwehren. Während der Besen heute in den meisten
Traditionen nur noch benutzt wird um den Ritualort vor dem Ritual
auszufegen und dadurch zu reinigen, war dieser in der“ früheren Hexenkunst“ vielleicht ein sehr aktives Werkzeug um Magie zu wirken. Ich kann mir auch gut
vorstellen das Hexen ihre Kreise nicht nur mit dem Besen ausgefegt
haben sondern sie auch mit ihm zogen.
Die Zauberutensilien die heute als zweitrangig angesehen werden
waren damals die wirklich wichtigen Werkzeuge der Hexenkunst- denn
Hexenkunst war vor allem ein magisches Handwerk, Haushaltsmagie. Für
die Zaubereien wurde benutzt was die Hexen zur Hand hatten und was
möglichst entbehrlich war ohne das Überleben zu gefährden- denn
vieles was für uns heute selbstverständlich ist war in früheren
Zeiten kostbar und rar.
Ich kann mir nicht vorstellen das Hexen Kelche, Dolche oder
Schwerter für ihre Magie benutzen- denn kein einfacher Mensch konnte
sich so etwas leisten. Vielleicht hatten sie ein scharfes Messer
oder eine kleine Sichel um Kräuter zu schneiden und Äste von Bäumen,
um Talismane in Bienenwachs oder Holz zu ritzen oder magische
Schnüre zu zerschneiden. Die Knotenmagie war damals weit verbreitet
und ich kann mir gut vorstellen das besonders geknüpfte oder
geknotete Schnüre ein wichtiges Handwerkszeug der Hexen waren. Hexen
benutzten vielleicht einfach eine irdene Schüssel um geweihtes
Wasser aufzufangen oder herzustellen- aber keinen Kelch und hatte der
für sie bestimmt nicht jene symbolische Bedeutung, wie er für moderne
Hexen heute hat.
Wenn man sich die klassischen Hexenbilder ansieht hat die Hexe oft
ein Tier als Begleiter. Oft ein Tier das mit der Nacht oder der
Unterwelt verbunden ist. Die klassischen Begleittiere der Hexen sind
Katzen, Krähen, Kröten, Marderartige, Kaninchen und Hunde. Bis auf
die Kröte und die Krähe sind all diese Tiere domestiziert- ich gehe
davon aus das die Marderartigen Frettchen waren, denn sie sind die
einzigste Tierart der Marderartigen die domestiziert sind und schon
früh als Nutztiere gehalten wurden. Hexen sollen eine starke Bindung
an ihre Tiere gehabt haben und sie sehr geschätzt haben- ähnlich wie
wir es heute auch mit unseren Haustieren machen- nur war in früheren
Zeiten eine Beziehung zu einem Tier die über das Nutzhalten hinaus
ging ungewöhnlich. Ich kann mir gut vorstellen das einige Hexen sich
telepatisch mit ihren Tieren austauschen konnten und sich auch in
diese Tiere hineinversetzten konnten- so dass sie durch die Augen
des Tieres sehen konnten und an seiner Wahrnehmung Teil hatten.
Vielleicht beruhen darauf die Vorstellungen Hexen könnten sich in
Tiere verwandeln. Aufgezogene Krähen können sehr zahm und anhänglich
werden- ähnlich wie Papageien und ich kann mir gut vorstellen das
einige Hexen wirklich Krähen als Haustiere hielten. Auch Kröten
können eine Beziehung zu ihrem Pfleger eingehen und das Krötengift
war für viele Hexensalben eine wichtige Zutat und auch in der
Volksmagie wurden Kröten für viele Dinge benutzt (oft hat die Kröte
diese Praktiken aber nicht überlebt).
Auch die Riten der Hexen werden einen ganz anderen Charakter gehabt
haben als die heutigen Riten die aus der Zeremonial Magie
entstammen. Ich kann mir vorstellen das Hexen schon in früheren
Zeiten Kreise zogen, denn magische Kreise spielen auch in der
Volksmagie eine wichtige Rolle. Ich kann mir aber nicht vorstellen
das sie Elemente anriefen oder Elementvorsteher oder das ihre
Rituale so förmlich waren wie die der zeremoniellen Magie.
Wahrscheinlich waren ihre Praktiken ganz einfach ohne viel
Brimborium.
Ich kann mir vorstellen das sie in ihrem Heim einen
Kreis zogen und sich ganz allgemein mit der Kraft der Natur
verbanden- der Lebenskraft die alles durchströmt. Vielleicht hatten
sie eine kleine Öllampe an, denn Kerzen waren damals nicht grade
erschwinglich. Und versetzten sich durch die Flamme in der Öllampe
in Trance und wirkten dann ihre einfache Magie- mit den Werkzeugen
die sie zur Hand hatten. Oder auch an einer entlegenen Waldlichtung
oder an der heimischen Feuerstelle. Spezielle Zeiten und Orte
spielten in der frühen Hexenkunst eine wichtige Rolle-
Schwellenzeiten und Schwellenorte, denn da sind die Tore zwischen
den Welten leichter zu öffnen. Beispielsweise die Morgen und
Abenddämmerung, Mitternacht, Schwarzmond (auch Vollmond aber nicht
als Schwellenzeit sondern als Höhepunkt der Kraft), Waldränder und
Hecken, Lichtungen, Flussufer, Friedhöfe, Kreuzwege etc.
Auch der Zeitfaktor spielte eine wichtige Rolle- Zeit war etwas
kostbares und in Zeiten in denen die Menschen von dem Lebten was sie
selbst erarbeiteten hatten sie wenig Zeit für ausgefeilte Rituale
wie wir sie heute kennen.
Ich kann mir auch nicht vorstellen das ihre Riten so ernst waren wie
die Riten der zeremoniellen Magie- ihre Riten waren wahrscheinlich
spontan, impulsiv, gefühlsbeladen und durchaus auch mit Freude und
Humor. Ich kann mir gut Vorstellen das an dem Bild von drei Hexen
die nachts auf einer Waldlichtung stehen und über einen brodelnden
Kessel gebeugt Zaubersprüche murmeln und ihr Lachen hinterher die
Nacht erfüllt- durchaus etwas wahres dran ist.
Vielleicht sollten wir die wir uns heute als Hexen bezeichnen wieder
mehr von der zeremoniellen Seite unseres Handwerks abkommen und uns
mit unserer Magie und unseren Kräften in der Schlichtheit der
„früheren Hexen“ verbinden denn dies ist es was uns durch die Magier
unterscheidet: Die Herangehensweise an die Magie und auch an die
Spiritualität- die Einfachheit und die Spontaneität und die Freude
und Humor bei unseren Riten.
Man sollte sich immer fragen welche Werkzeuge für einem selbst
praktisch sind. Ich selbst arbeite viel mit Kräutern deswegen ist
der Mörser eins meiner wichtigsten Werkzeuge und er hat für mich
eine ähnliche Bedeutung wie der Kessel. Seitdem ich einen Besen habe
ist er mir als Werkzeug auch sehr ans Herz gewachsen. Mit ihm
reinige ich nicht nur den Ritualort und ziehe meine Kreise sondern
ich benutze ihn inzwischen auch um Energie aus meinem Körper zu
leiten. Auch wenn ich ein zweischneidiges Messer besitze wäre mir
inzwischen ein schönes scharfes Messer lieber um Kräuter zu
schneiden und Kerzen damit zu bearbeiten. Der Kelch dient für mich
nur als ein Gefäß für geweihtes Wasser. Ein Pentakel finde ich nur
praktisch um Talismane oder Amulette darauf zu legen und aufzuladen-
oder weil es nett aussieht. Aber auch eine Schale oder der Kessel
können den gleichen Zweck erfüllen wie das Pentakel. Ich selbst
brauche auch keine Werkzeuge die für mich die Elemente verkörpern,
denn ich habe alle Elemente in mir vereint: Die Luft in meinen
Lungen, das Blut in meinen Adern, mein Körper und meine Willenskraft.
Wichtig ist meiner Meinung nach immer das man nicht von den
Werkzeugen oder Ritualstrukturen abhängig wird- sie sollen einen
stützen und helfen die Magie zu beschwören oder in die richtige
Stimmung zu kommen- aber man muss auch ohne diese Hilfsmittel hexen
können, ohne viel Aufwand.
Oder wie Terry P. so schön in einem seiner Bücher sagt:
Für eine richtige Hexe wird eine Wasserpfütze zum Kelch und der
gestirnte Himmel zum Hexenhut.