In diesem Artikel möchte ich die Unterschiede zwischen traditioneller Hexerei und Wicca aufzeigen. Betonen möchte ich, dass ich hier in diesem Artikel auch die duch Wicca beeinflusste moderne Hexerei mit einbeziehe- wenn ich hier von Wicca schreibe, meine ich damit nicht nur die initiatorische Hexentradition, sondern auch die verschiedenen Strömungen der Hexerei, welche durch Wicca geprägt wurden. Ich möchte auch nicht Wicca oder andere Formen der Hexerei herabsetzen- sondern nur die Unterschiede aufzeigen.
Definition der Hexe:
In Wicca wird die Hexe als eine Priesterin oder ein Priester gesehen, jeder Mensch der in Wicca (traditionell) eingeweiht wird, wird zu einem Priester der Gottheiten der Tradition. In der traditionellen Hexerei, wird die Hexe als ein Vermittler zwischen den Welten gedeutet- ähnlich eines Schamanen.
Werkzeuge:
In Wicca werden die Werkzeuge der zeremoniellen Magie verwendet, das Athame, der Stab, der Kelch und das Pentakel. Der Besen und der Kessel werden nur selten verwendet und ihnen wird meist nicht die gleiche symbolische Bedeutung beigemessen, wie den zeremoniellen Werkzeugen. Wichtig ist auch das Buch der Schatten (im traditionellen Sinn, die Sammlung der Riten der Tradition, im moderneren Sinne eine Art Tagebuch der Hexe).In der traditionellen Hexerei gehören zu den wichtigen Arbeitswerkzeugen der Besen, der Kessel, der gegabelte Wanderstab und Werkzeuge die den Zugang in die Trance erleichtern (Trommeln, Rasseln, Spiegel, Kristallkugeln, besondere Steine etc.). Die Aufzeichnungen der Hexe werden als Grimoire bezeichnet, haben meist eher den Charakter eines Kochbuchs und werden nicht so stark auf eine besondere Ebene erhoben, wie das Schattenbuch in Wicca.
Moralvorstellungen:
In Wicca wird destruktive und manipulative Magie verurteilt, die meisten modernen Hexen folgen der Richtlinie: Schadet es keinem, tu was du willst. Auch das Gesetz der dreifachen Wiederkehr wird als eine moralische Richtlinie gesehen- es wird geglaubt, dass alle Zauber Konsequenzen für die Hexe haben- positive Magie führt zu positiven Konsequenzen, negative Zauberei zu Negativen. Auch eine westliche Definition des Karmas findet oft Glauben in der modernen Hexerei und wird mit dem Dreiergesetz vermengt. In der traditionellen Hexerei gibt es keine moralischen Richtlinien für die Hexen, jede Hexe folgt ihrem eigenen Gewissen und ihren eigenen Regeln. Viele traditionelle Hexen praktizieren durchaus destruktive Zauber, wenn die Umstände es erfordern und aus Sicht vieler traditionellen Hexen gehören auch Flüche und Schadenzauber in das Repertoire einer fähigen Hexe. Destruktive Magie ist in der traditionellen Hexenkunst weniger tabuisiert als in der Modernen.
Kreise:
In beiden Erscheinungsformen der Hexenkunst werden Kreise gezogen um eine rituelle Struktur zu schaffen und die Teilnehmer des Ritus zu schützen. In Wicca und der modernen Hexerei ist das ziehen der magischen Kreise aus der zeremoniellen Magie entlehnt. Der Kreis soll für die Hexe einen heiligen Raum schaffen, Schutz bringen, einen Treffpunkt zwischen den Welten schaffen und die angerufenen Energien zusammenhalten. Auch in der traditionellen Hexerei werden Kreise gezogen, auch wenn einige Traditionen dies als das errichten des Kompass bezeichnen. Die Technik dabei ist allerdings anders. Der Schwerpunkt dieser Art des Kreisziehens liegt nicht auf dem Schutz oder dem Schaffen eines heiligen Raumes, sondern auf das erschaffen eines Schwellenortes. Der Hexenkreis bringt die Hexe näher an die Unterwelt heran und schafft ein Tor in diese. Die Hexenkreise werden meist gegen den Lauf der Sonne gezogen, der magisch e Kreis hingegen im Lauf der Sonne.
Kontakt zu Geistern:
In Wicca und der modernen Hexerei spielt dies eine untergeordnete Rolle, vieles wird eher psychologisch gedeutet oder es werden Energien und Kräfte angerufen. In der traditionellen Hexenkunst ist der Kontakt zu Geistwesen essentiell. Vor allem zu den Ahnen und Familaren.
Hexenmacht:
In Wicca und der modernen Hexerei findet die Hexe ihre Macht in ihrem Inneren, bei Zaubern und Ritualen zapft sie diese Kräfte an und benutzt ihre Innere Kraft um die gewünschten Veränderungen in Gang zu setzen. Auch in der traditionellen Hexenkunst sucht die Hexe nach der Macht in ihrem Inneren und der Macht ihres Geistes, doch wichtiger ist die Fähigkeit Verbindungen aufzubauen zu Mächten, die nicht im Inneren der Hexe wurzeln. Traditionelle Hexen verbinden sich mit der Kraft des Ortes in dem sie leben, mit der Macht bestimmter Kraftorte, der Kraft von Geistern und der Natur. Traditionelle Hexen nutzen nicht nur ihre Innere Macht um gewünschte Veränderungen in Gang zu setzen, sondern nutzen dabei auch die Macht ihrer Verbündeten und ihrer Umgebung. In Beiden Formen der Hexenkunst wird zusätzlich auch die Macht der Gottheiten angerufen und um Unterstützung gebeten.
Zirkel und Coven:
In Wicca sind die Hexen meist in Coven organisiert. In der modernen Hexenkunst gibt es viele ungebundene Hexen, sie praktizieren alleine ohne an Coven gebunden zu sein. In der traditionellen Hexerei arbeiten die Hexen meist alleine. Wenn sie sich in Zirkel zusammenschließen, sind diese meist weniger strukturiert wie die Wicca Coven und auch pragmatischer.
Familare:
In Wicca und der modernen Hexerei werden Familare oft als Haustiere gedeutet. In der traditionellen Hexenkunst sind dies keine Tiere- sondern Hilfsgeister in Tiergestalt. Sie sind wichtige Schutzgeister der Hexe.
Gottheiten:
In Wicca wird das Göttliche als EINE Göttin und EIN Gott gesehen, diese zwei Gottheiten wurden aus dieser Sichtweise in den verschiedensten Kulturen verehrt und jede Göttin und jeder Gott sind nur verschiedene Facetten der EINEN Göttin und des EINEN Gottes. In der traditionellen Hexenkunst wird das Göttliche eher polytheistisch gesehen. Jede Gottheit ist ein eigenständiges Wesen mit eigenem Charakter. Es gibt eine Vielzahl von eigenständigen Gottheiten. Oft wird auch geglaubt oder durch Verbindungen erfahren, dass einige Gottheiten unter verschiedenen Namen in verschiedenen Kulturen und Zeiten verehrt wurden. Beispielsweise die zwei Gottheiten der Hexerei- die Hexenkönigin und der gehörnte Meister haben im Laufe der Zeit und in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Namen und Titel erhalten, doch hinter diesen wirken und offenbaren sich die selben Gottheiten.
Handwerk und Religion:
Die moderne Hexerei sieht sich selbst als eine Religion, so ist der spirituelle Teil der Hexenkunst dort stark hervorgehoben, der handwerkliche Teil spielt oft eine untergeordnete Rolle. Man wird zu einer Hexe, wenn man dies selbst beschließt und an die große Göttin und den gehörnten Gott glaubt. Im traditionellen Wicca wird man zu einer Hexe, wenn man in einen Coven eingeweiht wird. In der traditionellen Hexenkunst sind spiritueller Pfad und Handwerk ausgeglichen und jede Hexe entscheidet selbst, welchem Pfad sie sich intensiver widmet. Aus dieser Sichtweise wird man Hexe, wenn man sich der Hexerei widmet, diese lebt und praktiziert, Erfahrungen sammelt und durch diese verändert wird. Oder wenn einen die Gottheiten und Geister der Hexerei zu einer Hexe machen (und dadurch den Erfahrungsweg in Gang setzen) ähnlich wie Schamanen erst durch die Geister zu Schamanen werden.