Das Laub der Bäume ist gefärbt, rötlich, braun, golden zeigt der Herbst seine Pracht. Die ersten Fröste lassen den Anbruch des Winters erahnen, der Wind weht die Blätter der Bäume über die Straßen, über Wiesen und Felder und in den Wäldern herrscht eine andersweltliche Atmosphäre. Die Dunkelheit nimmt zu, die Tage sind merklich kürzer geworden.
Alles hat sein Gleichgewicht, Licht und Dunkelheit, Sommer und Winter, Leben und Tod. Halloween ist das Fest im Jahreskreis, das am meisten mit dem Thema Dunkelheit verbunden ist. Für viele Menschen ist die Dunkelheit mit Angst verbunden, im Schoß der Nacht lauern die Schatten, all die Dinge die uns als Kinder Angst eingeflößt haben. Und viele Erwachsene wissen zwar, dass in der Dunkelheit nichts gefährliches lauert, doch unbewusst halten viele sich von der Dunkelheit fern. Wer geht gerne in den dunklen Keller, wer geht gerne nachts in die Finsternis, viele halten nicht mal die Dunkelheit in ihrem eigenen Zuhause aus und schalten ganz bequem die Lichter in den Räumen ein, in denen sie sich aufhalten, oder die sie durchqueren müssen. Doch auch wenn die wenigsten Menschen heute noch an Geister glauben, irgendetwas tief im Inneren verborgen lässt Ängste und Zweifel aufsteigen, könnte nicht doch etwas in der Dunkelheit lauern??? Nichtmal das Mitwinter Fest ist so stark mit der Dunkelheit verbunden, wie Halloween. Obwohl Mitwinter die längst Nacht des Jahres ist und somit der Höhepunkt der dunklen Jahreszeit, liegt die Hoffnung auf das wiedergeborene Licht im Vordergrund und die Freude das die Tage wieder länger werden und die Dunkelheit besiegt wurde.
Halloween leitet den Beginn der dunklen Jahreszeit ein, das hereinbrechen des Winters, das Ende der Erntezeit. Es liegt der Walpurgisnacht (Beltain) gegenüber, jenem Zeitpunkt des Jahres an dem alles auf das Leben gerichtet ist, auf Fruchtbarkeit von Mensch und Tier auf Freude, Ausgelassenheit und Glück. Ebenso ist Halloween (Samhain) auf den Tod ausgerichtet, auf die Dunkelheit und die andere Seite der Wirklichkeit, die Unter- oder Anderswelt, das Reich der Geister. In der dunklen Zeit des Jahres ist es leichter mit dieser Ebene des Seins in Kontakt zu treten und auch jene Menschen denen normalerweise der Zugang zu dieser Ebene verborgen ist, erahnen und spüren, dass die Grenzen durchlässiger sind, dass die Dunkelheit nicht einfach nur Dunkelheit ist, sondern das uns aus ihr etwas entgegen blickt, uns beobachtet…
In früheren Zeiten war die Dunkelheit wirklich dunkel, bevor es elektrischen Strom gab, oder Gas- und Petroleumlampen, hat nur das Licht des Herdfeuers, Kerzenschein oder das Flackern von Öllampen und Fackeln die Dunkelheit der Häuser erhellt. Der Schein des Feuers brachte den Menschen Schutz und Sicherheit vor der Dunkelheit. Und schon immer war die lebendige Flamme ein Mittel um ungebetene Geister fernzuhalten und gleichzeitig um gute Geister anzuziehen…
Doch ist die Dunkelheit böse? Nein auf keinen Fall, auch wenn viele Menschen der Ansicht sind, dass das Licht gut ist und die Finsternis böse. Auch heute glauben noch viele Esoteriker und auch gläubige Menschen, dass die guten Geister und Engel mit dem Licht verbunden sind und böse Geister und Dämonen mit der Finsternis. Gut und Böse sind klar getrennt, doch leider ist dies nicht so einfach… Die Dunkelheit ist nicht böse, oder feindlich. Die Dunkelheit war einst allumfassend und beherrschte alles, der Urgrund des Seins. Aus ihrem dunklen Schoß wurde einst das erste Licht geboren und erschuf damit ein Gleichgewicht, Licht und Finsternis, Tag und Nacht, Leben und Tod, doch jedes dieser Gegensätze enthält in sich auch einen Teil der anderen Seite. Sterne erhellen die Nacht, das Licht wirft Schatten in der längsten Nacht des Jahres wird das Licht wiedergeboren und das Licht verliert an Kraft, wenn es seinen Höhepunkt erreicht hat…
Wir Menschen haben uns an die ein Leben im Licht gewöhnt, der Großteil unseres Tagesablaufs findet im Licht statt. Die Dunkelheit ist uns nicht mehr so vertraut und daher rührt die Angst vor der Dunkelheit. Alles was wir nicht kennen, was uns fremd ist, macht uns Angst. Und da wir die Dunkelheit fürchten, fürchten wir auch die Geister deren Reich die Dunkelheit ist…
In der dunklen Zeit des Jahres nehmen wir sie mehr war, wir spüren ihre Anwesenheit und da wir den Kontakt zu dieser Ebene des Seins verloren haben, fürchten wir sie…
Halloween ist jenes Zeit der Jahreskreisfeste, bei dem es darum geht, die Dunkelheit zu feiern. Uns ihr anzunähern, sie anzunehmen, genauso wie es zur Walpurgisnacht darum geht das Leben und das Licht zu feiern, alles hat seine Zeit.
Schon immer gab es Menschen, denen die Dunkelheit und die Welt der Geister keine Angst gemacht hat, die gewohnt waren die Schwellen zu überschreiten. Daher ist die Hexe eins der stärksten Symbole das mit Halloween verbunden ist, denn die Hexe kennt die Dunkelheit, sie erhält einen großen Teil ihrer Kraft aus dem Schoß der dunklen Mutter und der Welt der Geister. Ähnlich wie Schamanen in anderen Kulturen, war die Hexe oder der Hexer, der Vermittler zwischen den Welten. Viele Symbole die wir heute zu Halloween verwenden entstammen aus dem Archetyp der Hexe- der Besen, der Kessel, die alte Vettel mit dem spitzen Hut, die buckelnde schwarze Katze, die Geister und Teufel, Grabsteine und Monster, Fledermäuse, Eulen alles Symbole dafür, dass ein Teil der Dunkelheit und der anderen Welt auch in unsere Welt gehört, ebenso wie ein Teil der lichten Welt, im Reich der Dunkelheit enthalten sind…